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Der Therapeut als Erzähler

Irvin Yalom ist nicht nur einer der profiliertesten Psychotherapeuten unserer Zeit. Der 92-jährige Amerikaner ist auch Romancier, ein Bestsellerautor. Deshalb interessiert sich Jeffrey Berman für ihn. Berman ist Englisch-Professor an der State University of New York und hat wohl alles gelesen, was Yalom je publiziert hat. Er widmet sich in Der Therapeut als Erzähler zunächst dessen Schriften zur Gruppentherapie und zur existenziellen Psychotherapie. In den weiteren Kapiteln analysiert Berman schließlich Yaloms literarisches Werk. Das liest sich frisch und fesselnd und so gar nicht wissenschaftlich.

 

Berman versteht es, Yaloms Entwicklung anhand seiner Texte in verständlichen Worten nachzuempfinden, ganz so, als würde er nahe neben dem großen Meister sitzen und sich dessen Lebensgeschichte ins Ohr flüstern lassen. Die Textanalyse ist also auch eine kunstvolle Charakterstudie. Ein weiteres Verdienst: Yaloms Texte werden äußerst sorgsam kontextualisiert, eine wissenschaftliche Fundgrube für alle Psychologiebegeisterten. Berman gibt auch zu, wenn er sich mit einer ersten Interpretation geirrt hat. Yalom kann alles geraderücken. Denn der berühmte Therapeut hat das Buch vor der Veröffentlichung Korrektur gelesen.

 

Eine sorgfältig aufbereitete und spannend erzählte Hommage auf die weltbekannte Fachgröße für die menschlichen Seele.

 

Hier geht es zur Rezension von Unzertrennlich. Über den Tod und das Leben. Das Buch istdas Zeugnis über die letzten Monate der Yaloms als Ehepaar.

 

Jeffrey Berman

Der Therapeut als Erzähler. Irvin D. Yalom und die Psychotherapie

 

btb

512 Seiten, 18 Euro

Erschienen im Januar 2024

Die Rezension wurde zuerst im Büchermagazin (4_2024) veröffentlicht.

 

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