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Soirée über die Liebe

Immanuel Kant gibt eine Dinnerparty. Die Gäste des Aufklärers? Sieben der größten Denker und Philosophinnen unserer Philosophiegeschichte: Sokrates, Augustinus, Søren Kierkegaard, Max Scheler, Simone de Beauvoir, Sigmund Freud und Iris Murdoch. Sie speisen in seinem Königsberger Haus und diskutieren über eines der schönsten und rätselhaftesten unserer Gefühle: Die Liebe.

 

Die Philosophin Nora Kreft hat mit diesem Gedankenspiel Jahrhunderte an Philosophiegeschichte zu einem unterhaltsamen und – in der Philosophie nicht gerade unwichtig – verständlichen Text verdichtet. Sie lässt die historischen Figuren mit all ihren Eigenarten und persönlicher Haltung zu den Dingen auferstehen und transkribiert zudem deren mögliche Sichtweise zu aktuellen Liebesthemen wie Dating-Apps oder die Liebe zu Robotern in die Gegenwart.

 

Jeder Gast doziert über seine Thesen und die anderen lauschen, kommentieren, widerlegen oder erweitern sie. Zuweilen tritt ein übergeordneter Erzähler auf, der komplexere philosophische Dilemmata kommentierend einordnet. Es bleibt natürlich eine konzentrierte philosophische Diskussion mit Anspruch. Dennoch können sich die Lesenden durch die unterhaltsame Machart entspannt in den komplexen Kosmos einer Philosophie der Liebe begeben.

 

Philosophen und Denkerinnen versuchen seit Jahrhunderten, die Liebe zu verstehen. Nora Kreft hat diese Gedanken auf einzigartige und unterhaltsame Weise zusammengefasst.

Wolfram Eilenberger Feuer der Freiheit. Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten (1933–1943)

 

Nora Kreft Was ist Liebe, Sokrates? Die großen Philosophen über das schönste aller Gefühle

Piper Hardcover

224 Seiten, 18 Euro

Erschienen im Oktober 2019.

Die Rezension wurde zuerst im Büchermagazin (1_2020) veröffentlicht.